Yves Köth

Was kann der Insufflator der Zukunft, Herr Köth?

Projektleiter Yves Köth im Interview

15. August, 2017 Arbeiten bei WOM, Produkte, Forschung & Entwicklung, Trends in der Medizintechnik

Lieber Yves Köth, wir wollen heute über Insufflatoren sprechen, eine besonders wichtige Produktgruppe von WOM. Sie als Projektleiter haben zentralen Einfluss auf die Weiterentwicklung der Technik.

Zuerst einmal: Was ist ein Insufflator und wofür wird er verwendet?

Ein Insufflator dient zum Aufdehnen des Bauchraumes mit CO2, um minimal-invasive Operationen durchzuführen. Muss zum Beispiel die Gallenblase entfernt werden, wurde dazu früher der Bauch aufgeschnitten. Heutzutage wird die gleiche Operation mit nur einigen kleinen Zugängen durchgeführt. Das ist viel schonender für den Patienten.

WOM hat gerade eine neue Insufflatorengeneration entwickelt – was ist das Besondere an der Technik und welchen Nutzen bringt sie?

Die neue Plattform stellt die bisherige in vielen Punkten in den Schatten. Wir haben viele neue Funktionen integriert, die dem Patienten, aber auch dem OP-Personal helfen. Der Arzt kann jetzt bei Verwendung des entsprechenden Schlauchsets das insufflierte Gas erwärmen und befeuchten. Das hilft vor allem gegen die Austrockung oder Auskühlung des Patienten. Weiterhin haben wir eine integrierte Rauchgasabsaugung eingebaut. Rauchgase sind eines der großen Probleme in der Laparoskopie oder Bauchspiegelung, wie man auch sagt. Sie entstehen durch die verwendeten Elektroinstrumente zum Schneiden und Veröden. Sobald erst mal Rauch im Bauchraum ist, ist das wie autobahnfahren im Nebel bei Sichtweite 30 Meter. Deshalb kann die neue Insufflatorenreihe diese Rauchgase selbstständig absaugen. Natürlich geregelt, so dass der Druck im Bauchraum immer konstant ist.

Ein weiteres Highlight ist die neue Gasheizung, die eine extrem konstante Gasausgangstemperatur erzeugt. Die Entwicklung war ein Highlight, weil wir zum ersten mal mit einem HiL-System analog zur Automobilindustrie gearbeitet haben. Dabei konnten wir den aufwändigen Softwareregler bereits parallel zur Entwicklung des Heizschlauchsets aufbauen.

Wofür steht HiL genau?

HiL ist die Abkürzung für „Hardware in the loop“ und bedeutet, dass man bereits mit dem Testen und Absichern von Systemen beginnt, während noch entwickelt wird – gleichzeitiges und damit effizientes Arbeiten.

Gab es noch weitere Verbesserungen?

Eine der größten Neurungen ist eher unter der Haube passiert. Die neuen Prozessoren auf der Hauptplatine erforderten einen Wechsel des Betriebssystems und der gesamten Softwarearchitektur darüber. Dafür haben wir jetzt genug Performance, um auch künftige anspruchsvolle Probleme mit dieser Plattform zu lösen.

Das klingt nach großer Innovationskraft:
Ist sie der Grund, warum sich die Kunden für WOM entscheiden? WOM ist mit seinen Insufflatoren Weltmarktführer bei den Bauchspiegelungen.

Innovationskraft ist enorm wichtig. Dabei geht es heutzutage weniger darum, technische Raffinessen zu erfinden, sondern vielmehr, einen echten Mehrwert zu generieren. Dieser kann natürlich einen direkten Patientennutzen darstellen, zum Beispiel einen schonenderen Eingriff. Aber auch eine bessere Usability im OP oder die Unterstützung der Logistik durch neue Konzepte gehören dazu.
Wir investieren bei der WOM erheblich, um ein innovationsstarke Kultur zu etablieren. Nur durch ständige Innovationen werden wir auch weiterhin an der Spitze bleiben.

Wie wichtig sind Qualität und Zuverlässigkeit von Insufflatoren im OP?

Bei den Audits mit unseren großen Kunden spielen die Themen Qualität und Zuverlässigkeit die größte Rolle und haben auch für uns als Medizintechnikhersteller oberste Priorität. Die Performance kommt direkt danach.

Und was war für Sie persönlich das Besondere an diesem Projekt?

Es ist immer ein großer Moment, wenn das entwickelte Produkt zum ersten mal im Echtbetrieb zum Einsatz kommt. Die Entwicklung dauert viele Jahre und natürlich ist das Produkt auf Herz und Nieren getestet. Trotzdem ist man beim ersten Einsatz aufgeregt, immerhin geht es dann um Menschen und nicht um einen Qualitätsmanagement-Test. Wenn die Operation erfolgreich abgeschlossen ist und es positives Feedback vom Arzt und den Schwestern gibt, dann ist das einfach ein schönes Gefühl.

Yves Köth, Projektleiter im Bereich Insufflation bei WOM
Yves Köth, Projektleiter im Bereich Insufflation bei WOM

Was reizt Sie an Ihrem Job?

Vor allem die Abwechslung. Kein Projekt ist wie das Andere. Wir entwickeln immer gemeinsam mit großen, weltweit aufgestellten Anbietern. Schon alleine die Zusammenarbeit mit diesen meist amerikanischen oder deutschen Firmen ist mehr als spannend. Und die Umsetzung der Herausforderungen macht einfach Spaß. Zumal, wenn man auf ein so leistungsstarkes Team wie hier bei WOM bauen kann. Ich freue mich schon auf die nächsten Projekte.

 

Die Fragen stellte Xenia Rabe-Lehmann

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